14 Dezember 2006

 

Die schönsten Gedichte unseres Wettbewerbs

Erinnern Sie sich? Am 5. Dezember verbarg sich hinter dem Türchen unseres Online-Adventskalenders ein Gedichtwettbewerb. Darin hatten wir Sie gebeten, uns Gereimtes rund um das Thema Weihnachten zu schicken.

Vielen Dank für die zahlreichen Einsendungen, die uns in der Annahme bestätigten, dass Deutschland nach wie vor das Land der Dichter und Denker ist. Natürlich fiel es uns sehr schwer, eine Auswahl zu treffen. Aber nachdem unsere Weihnachtsgedichtwettbewerbsjury getagt und lange kontovers diskutiert hatte, war sie der Meinung, dass die folgenden drei Werke zu den schönsten zählen:

Das ERSTE

Wenn man statt Glühwein Caipi trinkt
weil der Frost noch so sehr hinkt,
wenn Niko Nikolaus verpennt-
dann ist Klimagau-Advent !

Wenn man buckelt und nie rastet,
auch im Dezember Sonntags astet,
nie mehr eine Pause kennt-
dann ist Hartz-Reform-Advent !

Wenn Didi von Verletzten labert,
und Bernd was über Serien wabert,
wenn Thomas nur noch vorweg rennt-
dann ist HSV-Advent !

Dank Klima scheint die Sonne warm,
trotz Hartz hab ich 'ne Hängematte.
Und Hamburg wird nicht untergehn,
drum ist das Leben trotzdem schön !

(C.M. aus KR)


Das ZWEITE

Die Weihnachtspost

Der Schaffer sitzt – es ist Advent,
noch im Büro – die Kerze brennt,
welche kunstvoll arrangiert mit Tanne
spendet Licht mit lodernd Flamme.

Draußen ist`s schon lange dunkel.
Von draußen scheint herein Gefunkel –
von tausend Lichtern, die bescheinen,
die Gaben, die – wie Viele meinen –
gehören untern Weihnachtsbaum.
Der Schaffer, der bemerkt es kaum,
dass der Glocken heller Schall
und Weihnachtsrummel überall
die Boten sind, der Weihnachtszeit,
die nun wirklich nicht mehr weit!!!

Der Schaffer geht seit Stunden schon,
rastlos im Büro herum.
Auf seinem Schreibtisch liegt sie noch –
die ungeliebte Weihnachtspost.
Wie jedes Jahr Berge von Karten,
die auf seinen Einfall warten.
Ein lieber Gruß, ein herzlich Dank
an Lieferanten, Kunden, Bank...
sprich: alle, die seit vielen Jahren,
für den Erfolg so wichtig waren.
Wie jedes Jahr der gleiche Frust,
zur Weihnachtspost fehlt ihm die Lust.

Doch jetzt, da gibt er sich nen Ruck,
er setzt sich, noch ein kleiner Schluck,
Kaffee, pfui Teufel ist der kalt,
na ja, er ist auch Stunden alt.
Er greift zur Karte, greift zum Füller,
jetzt setzt er an: „Lieber Herr Müller...
... die herzlichsten Grüße zur Weihnachtszeit ...
... und viel Erfolg ... und recht viel Freud ...
... von allem das Beste
... zum nahenden Feste.“

Puh ... geschafft: der erste Streich,
und der nächste folgt sogleich ...
Bei der dritten Karte blickt
er auf die Uhr, die drohend tickt ...
und ihn spät Abends dran ermahnt,
das er am Abend hat geplant,
gemeinsam mit dem holden Weibe ...
... egal, was machts schon, wenn ich bleibe.
Der Schaffer kommt langsam in Fahrt,
der Füller gleitet auf und ab ...
... in eleganten, weichen Schwüngen,
die außer Tinte, Grüße bringen.

Drei Stunden später – es ist schon Nacht ...
... ist es noch lange nicht vollbracht.
Der Stapel ist noch riesengroß,
mein Gott, wie schaffe ich das bloß ...
Warum muss ich so was tun,
statt wie die Andren auszuruhn.
Er zieht den Mantel an und geht,
nach Hause, - wie so oft - sehr spät.

Die nächsten Tage bringen auch kein Pläsier,
die Grüße werden kürzer, die er bringt zu Papier.
Der Stapel jedoch, der nimmt kaum ab –
wie zu Beginn, die gleiche Plag.
Er schreibt und schreibt und schreibt ohne Ruh,
des Nachts fall`n am Schreibtisch die Augen zu.
Am Morgen schlägt er sie wieder auf,
er beginnt zu schreiben, nichts hält ihn auf.

Und endlich ist es dann vollbracht,
die letzte Karte wird zugemacht.
Überglücklich läuft er aus
seinem Chefzimmer heraus.
Kein Laut dringt an des Schaffers Ohr,
er kommt sich richtig einsam vor.
Büros und Flure sind verwaist –
die Mitarbeiter sind verreist.
Jetzt fällt sein Blick – die Knie weich,
der Atem stockt, er wird ganz bleich –
auf den Kalender an der Wand,
auf dem eine „27“ stand.
Bei all der Müh, bei all der Hast,
hat er das Weihnachtsfest verpasst.

Und die Moral von dem Gedicht
ein Schaffer, der braucht sicherlich
auch einmal Ruhe, Muße, Freud,
damit die Schaffenskraft ihm bleibt.
Und auch ein friedvoll Weihnachtsfest
käme unsrem Schaffer recht.
Damit er auch im Neuen Jahr
der Schaffer bleibt, der er mal war.

(A.H. aus HH)

Das DRITTE

Es stürmt und regnet schon seit Wochen,
Kälte ist uns fremd geworden,
Lust fehlt selbst zum Glühwein-Kochen,
egal ob Süden oder Norden.

Nur die Vögel wollen singen,
Blumen blühen, Knospen sprießen,
als wollten sie den Winter zwingen,
mit dem Regen wegzufließen.

Trotzdem zwingt uns der Kalender,
weihnachtlichem Stress zu fröhnen,
bald steht der Baum in seinem Ständer,
uns mit der Weihnacht zu versöhnen.

(S.K. aus S)

Diesen drei talentierten Dichtern und allen anderen, die uns mit Selbstgereimtem beschenkt haben, nochmals vielen Dank.

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