28 Dezember 2006

 

Die Ifo-Zahlen prognostizieren schöne Aussichten

Als die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte zum 1.1.2007 beschlossene Sache war, ging ein Aufschrei des Entsetzens durch die Republik. Pure Abzocke, meinten die einen, der absolute Wachstumsblocker, ertönte es aus anderen Lagern. Sieht man sich die aktuellen Ifo-Zahlen an, dann scheint man in München nicht gerade von einem Wachstumseinbruch auszugehen.

Und dass die Verbraucher von der steigenden Mehrwertsteuer arg gebeutelt werden, stimmt bei Berücksichtigung der gleichzeitig reduzierten Sozialabgaben auch nur bedingt. Das glaubt man zumindest beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Dennoch haben es die Medien geschafft, die Panik vor steigenden Steuern so zu schüren, dass viele Anbieter vom besten Weihnachtsgeschäft aller Zeiten sprechen. Schade eigentlich, dass sich viele Verbraucher nicht gedulden konnten, bis der Weihnachtsrummel vorbei ist und die inzwischen gut situierte "Geiz ist Geil"-Mentalität wieder zu Schnäppchenpreisen führt, die zum Teil rund die Hälfte unter denen der Vorweihnachtszeit liegen.

Andererseits: Für das Wachstum in 2006 war es dienlich.

19 Dezember 2006

 

"DU" bist "Person des Jahres"

Kurz nachdem die deutsche Gesellschaft für deutsche Sprache hat das Wort "Fanmeile" zum Wort des Jahres 2006 gekürt hat, würdigte das Time-Magazin alle Blogger, Chatter, Videokünstler und sozialen Netzwerker – und den gemeinen Internet-Nutzer – als "Person des Jahres" 2006.

Hintergrund dafür ist die Botschaft des Web 2.0, die ganz schlicht besagt, dass jeder mitmachen kann. Es mutet natürlich etwas ironisch an, dass ausgerechnet ein Printmagazin mit "You" titelt und damit Online-User meint. Hoffentlich lesen letztere überhaupt Zeitung.

Ob die Auszeichnung zur Person des Jahres bedingungslos als Gütesiegel taugt, ist in sowohl in Fach- als auch in Laienkreisen schon lange umstritten. Denn 1938 wurde Adolf Hitler zur Person des Jahres auserwählt, 1979 erhielt Ajatollah Khomeini den Medientitel und 2004 wurde er George W. Bush zuteil.

14 Dezember 2006

 

Der Gewinner-Dichter

Unsere Glücksfee hat zugeschlagen und in einem Akt professioneller Fairness aus den vielen Einsendungen zum Gedichtwettbewerb unseres Online-Adventskalenders den Gewinner gezogen.

Sein Name: Carsten Meyer-Rackwitz

Herzlichen Glückwunsch von der Glücksfee und uns allen.

Ihr Gewinn: Ein Besuch bei einem Heimspiel des HSV in der AOL-Arena in Begleitung von Thomas Kausche. Bezüglich des Ablaufs und des Datums wird sich Herr Kausche direkt mit Ihnen in Verbindung setzen.

 

Die schönsten Gedichte unseres Wettbewerbs

Erinnern Sie sich? Am 5. Dezember verbarg sich hinter dem Türchen unseres Online-Adventskalenders ein Gedichtwettbewerb. Darin hatten wir Sie gebeten, uns Gereimtes rund um das Thema Weihnachten zu schicken.

Vielen Dank für die zahlreichen Einsendungen, die uns in der Annahme bestätigten, dass Deutschland nach wie vor das Land der Dichter und Denker ist. Natürlich fiel es uns sehr schwer, eine Auswahl zu treffen. Aber nachdem unsere Weihnachtsgedichtwettbewerbsjury getagt und lange kontovers diskutiert hatte, war sie der Meinung, dass die folgenden drei Werke zu den schönsten zählen:

Das ERSTE

Wenn man statt Glühwein Caipi trinkt
weil der Frost noch so sehr hinkt,
wenn Niko Nikolaus verpennt-
dann ist Klimagau-Advent !

Wenn man buckelt und nie rastet,
auch im Dezember Sonntags astet,
nie mehr eine Pause kennt-
dann ist Hartz-Reform-Advent !

Wenn Didi von Verletzten labert,
und Bernd was über Serien wabert,
wenn Thomas nur noch vorweg rennt-
dann ist HSV-Advent !

Dank Klima scheint die Sonne warm,
trotz Hartz hab ich 'ne Hängematte.
Und Hamburg wird nicht untergehn,
drum ist das Leben trotzdem schön !

(C.M. aus KR)


Das ZWEITE

Die Weihnachtspost

Der Schaffer sitzt – es ist Advent,
noch im Büro – die Kerze brennt,
welche kunstvoll arrangiert mit Tanne
spendet Licht mit lodernd Flamme.

Draußen ist`s schon lange dunkel.
Von draußen scheint herein Gefunkel –
von tausend Lichtern, die bescheinen,
die Gaben, die – wie Viele meinen –
gehören untern Weihnachtsbaum.
Der Schaffer, der bemerkt es kaum,
dass der Glocken heller Schall
und Weihnachtsrummel überall
die Boten sind, der Weihnachtszeit,
die nun wirklich nicht mehr weit!!!

Der Schaffer geht seit Stunden schon,
rastlos im Büro herum.
Auf seinem Schreibtisch liegt sie noch –
die ungeliebte Weihnachtspost.
Wie jedes Jahr Berge von Karten,
die auf seinen Einfall warten.
Ein lieber Gruß, ein herzlich Dank
an Lieferanten, Kunden, Bank...
sprich: alle, die seit vielen Jahren,
für den Erfolg so wichtig waren.
Wie jedes Jahr der gleiche Frust,
zur Weihnachtspost fehlt ihm die Lust.

Doch jetzt, da gibt er sich nen Ruck,
er setzt sich, noch ein kleiner Schluck,
Kaffee, pfui Teufel ist der kalt,
na ja, er ist auch Stunden alt.
Er greift zur Karte, greift zum Füller,
jetzt setzt er an: „Lieber Herr Müller...
... die herzlichsten Grüße zur Weihnachtszeit ...
... und viel Erfolg ... und recht viel Freud ...
... von allem das Beste
... zum nahenden Feste.“

Puh ... geschafft: der erste Streich,
und der nächste folgt sogleich ...
Bei der dritten Karte blickt
er auf die Uhr, die drohend tickt ...
und ihn spät Abends dran ermahnt,
das er am Abend hat geplant,
gemeinsam mit dem holden Weibe ...
... egal, was machts schon, wenn ich bleibe.
Der Schaffer kommt langsam in Fahrt,
der Füller gleitet auf und ab ...
... in eleganten, weichen Schwüngen,
die außer Tinte, Grüße bringen.

Drei Stunden später – es ist schon Nacht ...
... ist es noch lange nicht vollbracht.
Der Stapel ist noch riesengroß,
mein Gott, wie schaffe ich das bloß ...
Warum muss ich so was tun,
statt wie die Andren auszuruhn.
Er zieht den Mantel an und geht,
nach Hause, - wie so oft - sehr spät.

Die nächsten Tage bringen auch kein Pläsier,
die Grüße werden kürzer, die er bringt zu Papier.
Der Stapel jedoch, der nimmt kaum ab –
wie zu Beginn, die gleiche Plag.
Er schreibt und schreibt und schreibt ohne Ruh,
des Nachts fall`n am Schreibtisch die Augen zu.
Am Morgen schlägt er sie wieder auf,
er beginnt zu schreiben, nichts hält ihn auf.

Und endlich ist es dann vollbracht,
die letzte Karte wird zugemacht.
Überglücklich läuft er aus
seinem Chefzimmer heraus.
Kein Laut dringt an des Schaffers Ohr,
er kommt sich richtig einsam vor.
Büros und Flure sind verwaist –
die Mitarbeiter sind verreist.
Jetzt fällt sein Blick – die Knie weich,
der Atem stockt, er wird ganz bleich –
auf den Kalender an der Wand,
auf dem eine „27“ stand.
Bei all der Müh, bei all der Hast,
hat er das Weihnachtsfest verpasst.

Und die Moral von dem Gedicht
ein Schaffer, der braucht sicherlich
auch einmal Ruhe, Muße, Freud,
damit die Schaffenskraft ihm bleibt.
Und auch ein friedvoll Weihnachtsfest
käme unsrem Schaffer recht.
Damit er auch im Neuen Jahr
der Schaffer bleibt, der er mal war.

(A.H. aus HH)

Das DRITTE

Es stürmt und regnet schon seit Wochen,
Kälte ist uns fremd geworden,
Lust fehlt selbst zum Glühwein-Kochen,
egal ob Süden oder Norden.

Nur die Vögel wollen singen,
Blumen blühen, Knospen sprießen,
als wollten sie den Winter zwingen,
mit dem Regen wegzufließen.

Trotzdem zwingt uns der Kalender,
weihnachtlichem Stress zu fröhnen,
bald steht der Baum in seinem Ständer,
uns mit der Weihnacht zu versöhnen.

(S.K. aus S)

Diesen drei talentierten Dichtern und allen anderen, die uns mit Selbstgereimtem beschenkt haben, nochmals vielen Dank.

13 Dezember 2006

 

ZAW verurteilt das Tabakwerbeverbot

Soso, der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) ist also empört über die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) bezüglich der Tabakwerbung. Der Richterspruch verbietet Werbung für sämtliche Tabakwaren in Printmedien, im Internet sowie Sponsoraktivitäten bei Veranstaltungen mit grenzüberschreitendem Charakter. Laut ZAW zieht das EuGH-Urteil einen Verlust von 160 Millionen Euro für Pressemedien und Sponsoring nach sich.

Der ZAW wirft dem EuGH tatsächlich vor, sich dem Zeitgeist zu unterwerfen, anstatt sich am Vertragsrecht der Europäischen Union zu orientieren. Abgesehen davon, dass hier Zeitgeist mit Vernunft verwechselt wird, ist es angesichts der Millionen von Krebstoten infolge maßlosen Tabakkonsums und noch mehr Nikotinkranken, die das öffentliche Gesundheitswesen mit Milliarden und Abermilliarden belasten, beschämend, dass der ZAW bei dieser Entscheidung den blanken Mammonismus kommuniziert.

Der Deutsche Bundesrat hatte übrigens schon lange vor der Entscheidung des EuGH ein Gesetz verabschiedet, das genau die selben Auswirkungen hat. Soll heißen, durch das EuGH-Urteil hat sich für Deutschland nichts geändertder Aufschrei des ZAW ist lediglich ein Akt von Dampfplauderei. Na ja, Klappern gehört halt zum Handwerk.

12 Dezember 2006

 

Weihnachten wird für viele Gänse zur Qual.

Alle Jahre wieder freuen sich Millionen von Deutschen auf den weihnachtlichen Gänsebraten. Zu dumm nur, dass durch die Vogelgrippe zu Beginn des Jahres ein Großteil des deutschen Gänsebestandes dahingerafft wurde. Das macht aber nichts. Kein deutscher Haushalt muss auf seinen Gänsebraten verzichten. Dafür sorgen zum Beispiel ungarische, französische und bulgarische Geflügelzüchter, die Gänsestopfleber produzieren.

Dieses Produkt ist besonders bei den Feinschmeckern in unserem Nachbarland Frankreich äußerst beliebt. Dass die Gänse während der Mast pro Tag unter unvorstellbaren Qualen mit der zehnfachen Essensration zwangsernährt werden, stört dabei weder die Erzeuger, noch die Konsumenten. Es handelt sich ja schließlich nur um Gänse.

Das scheint auch der Europarat so zu sehen, denn er sprach lediglich eine wachsweiche "Empfehlung" aus, diese bereits seit Jahrzehnten umstrittene Mastmethode nicht mehr anzuwenden. Ironischerweise sind die Gänse, die jetzt aus Osteuropa und Frankreich kommend in Deutschland als Weihnachtsgänse mit dem Etikett "aus bäuerlicher Auslaufhaltung" angeboten werden, eigentlich ein Abfallprodukt aus der Stopfleberproduktion. Das Bundeslandwirtschaftsministerium zögerte übrigens jahrelang damit, dass sie so beworben werden durften und der Verbraucher damit arglistig getäuscht wurde. Sehr zum Ärger deutscher Qualitätsbetriebe.

Wie unterschiedlich die nationalen Kulturen mit dem Tierschutz umgehen, zeigt die Reaktion Deutschlands, Österreichs und Frankreichs auf die Forderung von Tierschützern, die Mastmethode, die übrigens ein Folter gleich kommt, zu verbieten. Während in Deutschland und Österreich die Stopfleberproduktion als Tierquälerei anerkannt wird und durch das Tierschutzgesetz verboten ist, hatten die Franzosen eine ganz andere Idee. Sie beriefen 2005 kurzerhand die Nationalversammlung ein und erklärten die Stopfleber in einem Zusatz zum Landwirtschaftsgesetz feierlich zum „nationalen und gastronomischen Kulturerbe“. Damit ist die qualvolle Gänsemast von französischen Tierschutzgesetzen ausgenommen. Hier drängt sich die Frage auf, in welchem kulturellen Mittelalter sich eine Nation befindet, die nachgewiesene Massentierquälerei stolz als Kulturerbe positioniert. Vive la France.

In Deutschland ist übrigens lediglich die Produktion von Stopfleber verboten, nicht jedoch der Verkauf und Konsum. 2004 beispielsweise ließen sich die Deutschen über 120 Tonnen Gänsestopfleber schmecken.

11 Dezember 2006

 

Print-Kataloge vs. E-Newsletter

Online-Shops und die steigenden Kosten für Druck und Versand haben immer wieder dazu verleitet, den klassischen gedruckten Katalog für tot zu erklären. Allerdings ist nur ein Gang zum Briefkasten notwendig, um eines Besseren belehrt zu werden.

Tatsächlich wurden 2005 5,5% mehr Kataloge versandt als im Vorjahr. Und der Trend geht weiter in Richtung Papier in der Hand gegenüber dem Draufzeigen-und-Klicken auf dem Bildschirm. Anders als die alten Wälzer mit 1000-Seiten und mehr findet man jedoch immer mehr Kataloge in der Post, die wie ein Magazin gestaltet sind: Hochglanz-Seiten vermitteln Aussehen und Lebensgefühl der einzelnen Unternehmen. Etwas das der Heim-PC nicht zu tun vermag, ganz gleich wie gut die Auflösung des Monitors ist.

Die neue Katalog-Generation ist auch nicht mit Produkten voll gestopft, sondern zeigt meist nur eine fein säuberlich selektierte und ästhetisch fotografierte Auswahl. Nicht Artikel, sondern Lifestyle wird angepriesen.

Mittlerweile sind sogar Unternehmen, die bislang nur als Online-Verkäufer tätig waren, dazu übergegangen, Kataloge zu verschicken. Denn Online-Shops sind eine effiziente Art, Bestellungen loszuwerden, aber nicht sonderlich dazu geeignet, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Vor allem nicht für Neukunden. Marketing über E-Mails ist zwar günstiger, wird aber meist von SPAM-Filtern abgefangen.

Selbst in ihren Anstrengungen, die Leute ins ‚Netz’ zu locken, setzen immer mehr Unternehmen auf das Bedürfnis des Kunden, etwas anfassen und in der Hand halten zu wollen. „Kataloge sind eine anfassbare Brücke in die nicht fassbare, rein elektronische Online-Welt.“ sagt Wendy Liebermann, Präsidentin von WSL Strategic Retail. Ihr Kleidungs-Katalog hat zum Beispiel auf seiner Titelseite eine Produktprobe der Fitness-Fleece-Pullovers „Fühlen Sie die Sanftheit und Qualität“ steht drüber.

Aber nicht alle intellektuelle Energie geht in Design und Inhalt. Manche Unternehmen gehen sehr wissenschaftlich vor. Beispielsweise Williams-Sonoma, die 2004 56 verschiedene Versionen ihres Katalogs verschifften, alle mit minimalen Unterschieden. Manche Versionen hatten weniger Produkte pro Seite oder beinhalteten einen Brief vom Unternehmen an die Kunden. Andere hatten ein Inhaltsverzeichnis. Dann dokumentierte das Unternehmen die Verkaufszahlen der jeweils 56 Versionen, um analysierte, welche Änderungen den größten Umsatz generierten. Während die meisten Änderungen keinen großen Unterschied im Verkauf machten, steigerte ein Inhaltsverzeichnis oder eine abtrennbare Bestellkarte den Umsatz um je 7%.

Letztendlich ist der alt gediente Katalog die beste Möglichkeit, um einen Kunden emotional anzusprechen. Und ihn dann in den Online-Shop zu locken.

07 Dezember 2006

 

Wie die Telekom treue Kunden "belohnt".

In Zeiten zunehmender geographischer Mobilität gibt es zwar immer weniger Menschen, die über Jahrzehnte an ein und demselben Ort leben, aber es gibt sie. Und für gewöhnlich haben sie auch seit Jahrzehnten dieselbe Telefonnummer. Und zwar noch aus Zeiten, als die Telekom noch Deutsche Bundespost hieß, eine Behörde war und ein fettes Telekommunikations-Monopol besaß.

Damals konnte man nicht nur ein Bundespost-Telefon benutzen, man musste es. Und wer es nicht kaufen wollte, der hatte es gefälligst für einen monatlich zu entrichtenden Betrag zu mieten.

Als sich die Bestimmungen Mitte der 80er Jahre lockerten und aus Amerika und Fernost importiert völlig neuartige kabellose Apparate auf den Markt kamen, wanderte so manches Posttelefon in den Keller und verfiel in einen Dornröschenschlaf.

Und irgendwann hatte es sich ohnehin ergeben, dass eigentlich niemand mehr Telefone bei der Bundespost oder bei der neuen Telekom kaufte oder gar mietete.

Doch zurück zu den Menschen, die schon lange bei der Bundespost/Telekom sind und auch noch bleiben wollen und die man also getrost als treue Kunden bezeichnen kann. Diese treuen Kunden zockt die Telekom zum Teil stillschweigend ab. Denn jeder dieser Kunden, der noch aus Urzeiten einen Mietvertrag über ein Leihtelefon der Deutschen Bundespost hat und ihn nicht selbst gekündigt hat, zahlt brav Monat für Monat eine Rate von rund 1,50 €. Und zwar selbst dann, wenn er das Miettelefon schon seit Jahren nicht mehr benutzt.

In Zeiten, in denen der Telekom die Kunden scharenweise wegrennen, wäre es eigentlich ein ganz schöner Zug seitens des Unternehmens gewesen, die Bestandskunden darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihren überflüssig gewordenen Mietvertrag kündigen sollten. Aber das wäre vielleicht eine Spur zu fair gewesen. Und so hat die Telekom dem schlafende-Hunde-soll-man-nicht-wecken-Motto folgend heimlich, still und leise jahrelang weiter abkassiert. Hochgerechnet dürfte sich dabei eine ganz hübsche Summe ergeben haben, die der Konzern allerdings auch dringend braucht.

Der Gipfel der ganzen Geschichte mündet übrigens darin, dass die Telekom alte Telefongeräte nicht mehr zurück nimmt. Das bedeutet, dass vermutlich noch Hunderttausende für Geräte bezahlen, die sie unter Umständen gar nicht mehr benutzen und sie auch noch selbst entsorgen müssen.

Fazit: Über die Themen Kundenbindung und Imagepflege sollte man auf Marketingseite der Telekom noch einmal intensiv nachdenken.

 

Eine vierte Stimme für die Welt

Nach BBC, CNN und Al Jazeera will nun France 24 einen „neuen Weg“ als weltweiter Rund-um-die-Uhr-Nachrichtensender beschreiten. Allerdings wird dieser Weg nicht leicht zu erklimmen sein.

Gestern Abend (6.Dezember 2006) feierte Frankreichs Elite den lang erwarteten Start von France 24, dem ersten internationalen rund-um-die-Uhr-Nachrichtensender mit Sitz in Frankreich. Seit heute ist France 24 via Satellit in fast 75 Millionen Haushalten in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten zu empfangen. Die Ausstrahlung erfolgt in Englisch und Französisch und irgendwann 2007 auch in Arabisch. Das Netzwerk soll Frankreich helfen, in den ‚Globalen Kampf der Images’ einzusteigen, der vom US-Britischen CNN und BBC dominiert wird, zu denen sich seit neustem der arabische Sender Al-Jazeera gesellte.

Der Irakkrieg 2002 ließ die Forderung nach einem eigenen französischen Netzwerk lauter werden, denn viele in Frankreich merkten, dass ihre diplomatischen Stimmen wenig Gewicht hatten, wenn sie nicht von einer globalen Medienpräsenz gestützt wurden. Der damalige Premierminister Jacques Chirac und der damalige Außenminister Dominique de Villepin (jetzt Premier) beschlossen schließlich, sich ihr eigenes internationales Sprachrohr zu schaffen.

Doch viele stellen bereits in Frage, ob ein jährliches Budget von 114 Millionen USD (verglichen mit CNNs 856 Millionen USD) und nur 180 Journalisten für die Produktion von zwei 24-Stunden-Programmen ausreichen.

Der Direktor von France 24, Gregoire Deniau sagt „Es steht außer Frage, dass France 24 nicht fremde Meldungen recyceln wird, sondern eigene Nachrichten produziert.“ Doch hierfür stehen ihm gerade mal 36 Korrespondenten zur Verfügung.

Zudem wird der Sender von Tag 1 an Verluste machen, da er gerade mal 4 Millionen USD Werbeeinnahmen in 2007 haben wird. Die Einnahmen sollen 2008 auf 8 bis 9 Millionen USD steigen, was den Sendern trotzdem mit über 100 Millionen USD im Minus lassen wird. Eine Rechnung, die die französischen Steuerzahler begleichen müssen.

Dies wiederum lässt die Frage aufkommen, in wie weit man von France 24 Kritik an der eigene Regierung erwaten kann, wie sie zum Beispiel BBC ausübt. Der Sender könnte das Image eines französischen Voice of America bekommen, statt als Alternative zu CNN ernst genommen zu werden.

Vor allem weil die Konkurrenz nicht schläft: Al Jazeera hat gerade ein englischsprachiges Programm gestartet, BBC ein arabisches. CNN hat vier eigene Büros in Afrika und fünf im Nahen Osten, unterstützt von einer arabischen Webseite. Eine Alternative für die nicht-englischsprachigen Menschen der Region zu werden, ist also allein durch die französische Sprache nicht möglich.

Zusammen erreichen CNN International, BBC World und Al Jazeera laut eigenen Angaben über eine halbe Milliarde Menschen weltweit. Um dagegen anzukommen, muss France 24 dem Zuschauer Bilder bieten, die er woanders nicht findet und nicht nur eine andere Betrachtungsweise der gleichen Nachricht.

Aber vielleicht kann ein weiteres Team aus Kameras und Journalisten draußen im Feld neue Bilder einfangen, die Diplomaten beeinflussen. Das ist es, wovon Frankreichs Führung träumt. Aber es wird sicher noch eine Weile dauern, bis sich dieser Traum zu einem rentablen Geschäft entwickelt.

06 Dezember 2006

 

Das neue Hamburger Casino


Es war Stadtgespräch. Die Hamburger Spielbank zieht um. Von der Alster an den Stephansplatz. Tolle Location. Super Architektur und vermutlich ein ziemlich gediegenes Ambiente.

Um so verwunderlicher die Print- und Onlineankündigung. Hier wurde mit einem Motiv geworben, das eigentlich eher zu einem hier nicht näher beschriebenen Etablissement auf dem Kiez gepasst hätte. Auf Kundenseite würde ich sagen: Entweder nicht nachgedacht bzw. näher hingesehen oder extrem mutig. Auf Agenturseite kann man nur mit fröhlichem Neid von einer genialen Kontakterleistung sprechen.

Vielleicht handelt es sich aber auch schlicht um eine Neupositionierung der Hamburger Spielbank.

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