30 März 2007

 

Ablese-Unternehmen wirbt mit Kunden-Abzocke

Überhöhte Preise durch Konkurrenzabstinenz: Dieses Prinzip gilt offensichtlich nicht nur für die großen Energiekonzerne, sondern auch für Unternehmen, die den Stromzähler ablesen. Die Firma Ista besaß sogar die Dreistigkeit, in einem Prospekt für Investoren offen damit zu werben.

Ista hat die wettbewerbsschädlichen Strukturen der Branche indirekt bestätigt. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, hat der Konzern in einem vertraulichen Papier das Oligopol auf dem deutschen Markt beschrieben, um bei Investoren zu werben. Kernaussage: Der schwache Wettbewerb in der Branche mache das Unternehmen für Anleger besonders interessant.

Ista ist ein Ablese-Unternehmen mit Sitz in Essen, das den Strom- und Wasserverbrauch privater Kunden erfasst. Gemeinsam mit dem Konkurrenten Techem aus Eschborn bei Frankfurt am Main beherrscht Ista laut "FTD" mehr als die Hälfte des deutschen Marktes. Verbraucherschützer klagen schon seit langem, dass Wettbewerb da kaum möglich sei.
Dem Ista-Papier zufolge trägt das Oligopol dazu bei, operative Gewinnmargen von "über 40 Prozent vor Sonderposten zu erzielen". Das Papier ist für Kaufinteressenten erstellt worden. Es könnte erklären, warum Finanzinvestoren bereit sind, für Ablesefirmen enorme Preise zu bezahlen.

Erst kürzlich wollte die australische Bank Macquarie das Unternehmen Techem für einen Milliardenbetrag übernehmen, scheiterte aber am Widerstand von Hedgefonds, die ihre Anteile nicht verkaufen wollten. Angesichts der lockenden Renditen ein verständliches Ansinnen. Ista selbst war gerade erst für 2,4 Milliarden Euro inklusive Schulden vom Investor CVC an den Investor Charterhouse verkauft worden.

Unternehmen wie Techem oder Ista rechnen in Miethäusern Verbrauchskosten ab und erstellen die Rechnungen. Den Preis für diese Dienstleistung bezahlen die Kunden mit ihrer normalen Strom-, Gas- oder Wasserrechnung. An der Gesamtrechnung macht das Ablesen einen einstelligen Prozentbetrag aus.

Das von Ista gemeinsam mit der Deutschen Bank und Goldman Sachs erstellte Papier bringt die Branche nun in Erklärungsnot. "Es gibt kein Oligopol", sagt ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung. Ista selbst wollte den Bericht nicht kommentieren. Marktführer Techem weist die Vorwürfe zurück. Auf dem deutschen Markt für das Ablesen von Energie- und Wasserverbrauch gebe es keine Wettbewerbsbeschränkungen. "Es gibt einen Preiskampf in der Branche", sagt eine Techem-Sprecherin.

Das Kartellamt sagt dem Bericht zufolge, es habe keine Handhabe gegen die vermutete Preistreiberei. Nur bei einer geplanten Fusion könnten die Kartellwächter einschreiten. So untersagte das Bundeskartellamt im Jahr 2002 dem Ista-Konzern, der damals noch Viterra hieß, den Wettbewerber Minol zu übernehmen.

29 März 2007

 

Die Flachmann-Sandale ist endlich da


Die Firma Reef (Deutsch: Riff) wurde 1984 gegründet und gehört heute zu den führenden Herstellern von "authentic beach ware" für Herren, Damen und natürlich auch und gerade für Kinder. Zu ihren Gipfelprodukten zählen ebenso robuste wie in der Regel ziemlich designige Sandalen – also "beach-footware".

Der neueste Schrei ist das Model "dram" zu Deutsch "Schluck". Dabei handelt es sich um die perfekte Ergänzung für alle, die sich im Sommer überwiegend in leichter Trinkerkleidung aufzuhalten pflegen. Die solide Sandale bietet in ihrer leicht erhöhten Sohle genug Platz, um selbst am Strand immer eine Portion Whiskey, Cognac, Gin oder beispielsweise Wodka am Mann – oder genauer gesagt am Fuß – zu tragen. Das schafft beste Voraussetzungen dafür, Long Drinks auch an Bars zu genießen, an denen der Alkohol schweineteuer ist. Einfach ein Glas Tonic-Water inklusive Eis bestellen, geöffnete Sandale darüber halten, Gin reinkippen und Kopf in den Nacken.

Einziger Nachteil: Die Sandale lässt sich unterwegs nicht kühlen. Soll heißen, der eingefüllte Alkohol nimmt Fußtemperatur an. Für 95% aller Frauen ist das nicht so schlimm, sie haben ohnehin chronisch kalte Füße und erhitzen Ihren Gin nicht über 15 °C. Menschen mit einem normalen Stoffwechsel hingegen sollten sich den dram-Einsatz am Strand noch einmal überlegen.

 

KarstadtQuelle soll seinen Namen verlieren

Die Zeiten, in der Unternehmen stolz den Namen ihres Gründers trugen, sind ohnehin unwiderruflich vorüber. Doch jetzt will KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff einen Traditionsnamen sogar tilgen. Und wer Arcandor bisher nur als Märchendrachen kannte, wird künftig den Handelskonzern als Absender nennen. Denn Arcando soll den Namen KarstadtQuelle schon bald ersetzen.

Dies kündigte Middelhoff heute auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf an. Die geplante Namensänderung bezieht sich jedoch ausschließlich auf die Konzern-Holding. Die Namen Karstadt für die Warenhäuser, Quelle für den Versandhandel und Thomas Cook für das Reisegeschäft sollen erhalten bleiben. Alle drei Bereiche sollen in Zukunft eigenständiger operieren, sagte Middelhoff.

Mit der Umbenennung will KarstadtQuelle der zunehmenden Internationalisierung der Geschäfte Rechnung tragen. Mit der Komplettübernahme von Thomas Cook erzielt der Konzern inzwischen mehr als die Hälfte seiner Umsätze im Ausland. Vor drei Jahren waren es erst rund zehn Prozent. Die Hauptversammlung im Mai muss der Umbenennung noch zustimmen.

Wofür das Wort Arcando stehen soll und wie das neue Logo dafür aussehen soll, bleibt vorerst ein Geheimnis.

28 März 2007

 

Mobile Communitys

Twitter heißt ein neues Portal, mit dem das endgültige Ende der Online-Privatsphäre besiegelt zu sein scheint. "Was machst du gerade?" wird dort gefragt. Und die trotteligen Nutzer antworten auch noch. Vollkommen ungeniert wird Privates, in der Regel vollkommen Belangloses preisgegeben - und jeder kann mitlesen. Und das wollen offensichtlich viele.

Ausgerechnet das scheint die Twitter-Anwender – Eigenbezeichnung "Twits" – zu faszinieren. Mehr als 60.000 Nutzer haben sich in den vergangenen sieben Monaten für den kostenlosen Dienst registriert. Die meisten davon sind allerdings erst in den letzten Wochen dazugestoßen. Die Betreiberfirma spricht von Zuwachsraten im Bereich von 20 Prozent - pro Woche.

Das Twitter-Prinzip ist denkbar simpel. Jeder kann mitmachen und kurze Nachrichten, sogenannte "Tweets", über Web, Chat oder Handy auf Twitter abladen. Gelesen werden diese Nachrichten von den "Followers". Als solcher kann sich wiederum jeder Twitter-Nutzer bei jedem anderen Twitter-Nutzer eintragen. So bekommt man nur die Nachrichten angezeigt, die man auch lesen möchte.

Aber auch das kann schon eine ganze Menge sein. Seit Twitter im Rahmen der South-by-Southwest-Konferenz in Texas ausgezeichnet wurde, hat das "Tweet"-Aufkommen kräftig zugenommen. Wurden vorher maximal 20.000 Nachrichten pro Tag abgewickelt, sind es seither über 70.000.

Auf der Twitter-Homepage zeigt sich, was die Community bewegt - nicht in Echtzeit, sondern meist viel zu schnell, als dass man alles mitbekommen könnte. Was dort zu lesen ist, reicht von simplen Statusmeldungen wie "ich brate gerade Speck und sehe dabei fern" über minimalistische Äußerungen wie "ipod on. cellphone off" bis hin zu handfesten Anfragen im Stile von "kennt sich hier jemand mit Mathe aus?"

Allerdings gibt es auch Nützliches zu entdecken. So sind unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters, die BBC und CNN dem Charme der Mini-Nachrichten erlegen. Alles, was bei den News-Profis über den Ticker geht, landet auch bei Twitter – in Kurzform versteht sich, denn mehr als 140 Zeichen darf ein "Tweet" nicht lang sein – Gott sei Dank.

Naheliegend, einfach und vom Büro oder Internet-Café aus nutzbar ist das Web-Interface. Über die Twitter-Homepage meldet man sich an, liest Nachrichten oder verfasst eigene. Aber damit wäre Twitter noch nichts Besonderes, sondern bloß ein weiteres Web-Chat-Portal. Doch Twitter kann mehr. Vor allem kann man auch per Handy an Twitter teilnehmen. Denn durch die Beschränkung auf 140 Zeichen passen Twitter-Texte in eine SMS, können also vom Handy und ans Handy geschickt werden.

Das macht die Community ungeheuer mobil, jedoch immer noch nicht wirklich notwendig. Trotzdem oder gerade deswegen gibt es Twitterholics, die offensichtlich kräftige Daumen und nix zu tun haben.

27 März 2007

 

Yan Yan ist tot


In Berlin ist ein Bär gestorben. Für eine Stadt wie Berlin, deren Wahrzeichen der Bär ist, kommt diese Nachricht einer Tagödie gleich. Nun war Yan Yan zwar eine Bärin, genauer gesagt eine Pandabärin, aber das macht es nicht weniger tragisch. Denn sie war ein Publikumsliebling im Berliner Zoo, dem ältesten Tiergarten Deutschlands.

Yan Yan, Chinesisch für "die Schöne", wurde 22 Jahre alt und die Berliner trauern nun. Selbst ihre hartnäckige Vermehrungsunlust (sogar zahlreiche künstliche Versuche misslangen) haben sie ihr über viele Jahre hinweg verziehen. Um ein Haar wäre die schöne Pandafrau übrigens 2006 zurück nach China verfrachtet worden. Dort kam sie nämlich als Leihgabe einmal her. Weltweit leben noch ungefähr 1.600 Pandas. Die meisten davon in China. Und von dort aus bekommt man sie als Zoo nur als Leihgabe, als Staatsgeschenk (wie einst Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Bao Bao überreicht bekam) oder gegen die Zahlung einer schlappen Million Euro.

Nach Yan Yans Tod wird man sich nun vermutlich noch mehr auf das Eisbärenbaby Knut konzentrieren. Er ist nach dem im letzten Jahr ebenso kaltblütig wie unsinnig erschossenen Bruno nun Deutschlands mit Abstand berühmtester Bär.

26 März 2007

 

"Zions Erlösung" oder "Fröhlicher Beischlaf"?


Was genau steht eigentlich auf der 10-Schekel-Münze, die seit Jahren im Umlauf ist? In aramäischer Quadratschrift, wie sie seit etwa 2.000 Jahren verwendet wird und von jedem Israeli gelesen werden kann, steht da das Bibelwort: "Erlösung Zions".

Doch daneben, in althebräischer Schrift, wie sie zu Zeiten der Könige David und Salomon verbreitet war und heute nur noch von Experten entziffert werden kann, steht da "Fröhlicher Beischlaf". Das bemerkte erst jetzt Zion Jasour, ein Experte für alte Schriften. Demnach wurde ein Teil der althebräischen Buchstaben "verwechselt". Jasour und seine Kollegen stellten fest, dass beispielsweise der Buchstabe Jod ("i") verdreht abgebildet ist. Von vier Buchstaben für das Wort "Zion" seien insgesamt drei falsch dargestellt, erklärten die Wissenschaftler - so dass man "Sijun" (Beischlaf) lesen könne.

Die moderne 10-Schekel-Münze ist nach Angaben des renommierten israelischen Archäologen Gabi Barkai eine Nachbildung einer 2.000 Jahre alten Bronzemünze. "Doch die Buchstaben sind auf der modernen Münze durcheinander geraten." Barkai kritisierte Israels Staatsbank: "Die hätte die Münze erst einmal von einem Paläografen überprüfen lassen sollen, um die beste Buchstabenform zu finden."

Die Staatsbank erwiderte auf Anfrage, dass die Vorlage von einem Gremium ausgewählt worden sei, dem Archäologen, Journalisten, Grafiker, Geschichtsforscher, Architekten und Numismatiker angehörten. Die Vorlage für die 10-Schekel Münze habe der verstorbene Professor Jakov Meschorer ausgewählt, "einer der größten Experten für alte jüdische Münzen". Weiter erklärte die Bank: "Wir sehen kein Problem bei dessen Entscheidung, denn niemand zweifelt, dass es sich bei den Worten auf der Vorlage um "Erlösung Zions" handelte."

Schade, die Alternative stünde einfach für mehr Lebensfreude.

22 März 2007

 

Die Macht der E-Mail

Da hat also ein Telekom-Mitarbeiter aus dem Festnetzbereich seinem Chef geschrieben.

Besser gesagt, er hat dem Vorstandsvorsitzenden des Konzerns, René Obermann, eine E-Mail geschickt. Nicht nur an ihn übrigens, sondern auch gleich noch an andere Vorstände und die Gewerkschaften. Darin beklagt er sich unter anderem über die "Arroganz und Selbstherrlichkeit" des Managements, das "skrupellos einen immer größeren Scherbenhaufen hinterlasse" und hinterher mit "voll gestopften Taschen" weiter ziehe wie "Heuschrecken". Darüber, dass sich die Vorstände die Klinken reichten und von Unternehmensbindung so gar nichts zu spüren sei.

Die Mail sprach offensichtlich tausenden von Kollegen aus der Seele. Und nicht nur denen. Jedenfalls verbreitete sich der Inhalt der Mail wie das berühmte Lauffeuer und wurde in zahlreichen Blogs und Onlineausgaben diverser Zeitschriften gepostet.

Ob es die Mail selbst war oder der durch ihre Verbreitung gewachsene öffentliche Druck, der Obermann nun antworten ließ, ist nicht ganz klar. Auf jeden Fall hat er nun geantwortet. Allerdings tat er es nicht in einer Mail an den besagten Mitarbeit, sondern in einer Rundmail an den Riesenverteiler aller Telekom-Mitarbeiter. Darin ist von der mehrfachen "Überschreitung der Beleidigungsgrenze" zu lesen. Ferner von seiner sehr wohl vorhandenen (und vor allem gefühlten) Konzernzugehörigkeit. Außerdem rechtfertigt Obermann alle bisher getroffenen Maßnahmen innerhalb des Unternehmens und zeigt sich "sehr betroffen" davon, dass man sich in der Öffentlichkeit "in den Kneipen der Republik" über die Telekom lustig macht.

Wer darüber richten will, soll die E-Mails im genauen Wortlaut lesen und dann beurteilen.

Viel interessanter als deren Inhalte ist die Mechanik, in der ein offensichtlich zorniger "kleiner" Mitarbeiter den Dialog mit dem Vorstand eines Riesenkonzerns eröffnet. Als vor Jahren davon die Rede war, dass Blogs, E-Foren, Intranet und gewöhnliche E-Mails die bisher üblichen Hürden in der vertikalen Unternehmenskommunikation locker überschreiten würden, glaubten das viele nicht. Der vorliegende Fall und der Mut eines Einzelnen beweisen jetzt die Macht dieser lange unterschätzten Medien.

Ironischerweise fordert Obermann (wohlgemerkt Chef eines KOMMUNIKATIONSunternehmens) seine Mitarbeiter abschließend auf, die Diskussion künftig nur noch intern fortzuführen.

Herzlich willkommen in Absurdistan.

 

Alt ist sexy

Noch nie waren die über 50-Jährigen so gesund, so fit, so reich und so konsumfreudig. Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Haushalte der 55 bis 65-Jährigen im Schnitt tatsächlich über Gesamteinnahmen von knapp 5000 Euro verfügen – und diese auch gerne ausgeben.

"Die heutigen Senioren unterscheiden sich nicht nur durch ihre längere Lebenserwartung und die bessere gesundheitliche Verfassung von den Generationen davor", sagt Rolf Kirchmair, Marktforscher und Chef des ersten deutschen Instituts für Seniorenmarktforschung Seniorresearch in Frankfurt. "Es ist auch die reichste Rentnergeneration, die es je gegeben hat und die es je geben wird." Sie profitiert von einem noch funktionierenden Rentensystem, üppigen Betriebsrenten und Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung.

"Die Einstellungen haben sich verändert", sagt Kirchmair. Traditionelle Werte wie Sparsamkeit, Bescheidenheit und Genügsamkeit würden immer mehr an Bedeutung verlieren und durch moderne Werte wie Toleranz, Aufgeschlossenheit und Unabhängigkeit ersetzt. "Die 68er-Generation wird langsam alt - und nimmt ihre Einstellungen mit ins Alter."

Lust auf Konsum
Dazu gehört auch die Lust am Konsum. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) zeigt, dass Seniorenhaushalte konsumfreudiger sind als bisher angenommen: Während private Haushalte im Schnitt etwa 75 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für den Konsum ausgeben, liegt diese Quote in den Haushalten von 65- bis 75-Jährigen bei 84 Prozent - der höchste Wert aller untersuchten Altersgruppen. Auch bei den jüngeren Senioren zwischen 60 und 65 Jahren oder bei denen, die älter als 75 Jahre sind, liegt der Wert noch bei 80 beziehungsweise 78 Prozent. Rund 308 Mrd. Euro geben die Haushalte von Menschen ab 60 Jahren im Jahr aus - fast ein Drittel der Gesamtausgaben für privaten Konsum.

"Diese Konsumlust muss gezielt angesprochen werden", sagt Gundolf Meyer-Hentschel, der mit seinem gleichnamigen Institut schon seit Jahren Unternehmen, aber auch öffentliche Einrichtungen dabei unterstützt, sich auf eine älter werdende Zielgruppe einzustellen. "Gleichzeitig ist es schwieriger, diese Konsumenten zu überzeugen, sie sind anspruchsvoller, weil sie geübte Kunden und produkterfahren sind."

21 März 2007

 

Scharia am Main – Prügeln per Gerichtsbeschluss

Über die Stellung der Frau im Islam ist viel gesagt worden. Ob und wie frauenfeindlich der Koran wirklich ist, wissen wir deswegen immer noch nicht. Aber es soll ja sogar islamische Gelehrte geben, die durchaus unterschiedlicher Auffassung sind, wie das Wüstenbuch aus dem siebten nachchristlichen Jahrhundert in diesen Fragen auszulegen ist. Am Ende wird es auch bei dieser Ausgabe des göttlichen Wortes wie bei verwandten Problemstellungen sein: Der Text bedarf der Interpretation, dann muss eine Entscheidung für das eine oder andere Verständnis getroffen werden.

Eine Richterin am Frankfurter Amtsgericht hat sich nun für die allerwörtlichste und rigideste Leseweise entschieden. In Sure 4, 34 des Koran wird der Mann dazu aufgerufen, unbotmäßige Ehepartnerinnen körperlich zu züchtigen. An anderen Stellen widerspricht der Koran dieser Auffassung zwar, die Frankfurter Richterin zieht aber genau diesen Passus heran, um einer deutschen Frau, die dem marokkanischen Kulturkreis entstamme, wie sie ausführt, die vorzeitige Ehescheidung von einem Mann zu versagen, der von der Prügelstrafe die gleiche Auffassung hat wie die, die unsere Richterin für maßgeblich zu halten scheint.

Der Fall kann Anlass für erneute Koranlektüre und Auslegungsdispute sein. Zunächst aber geht es darum, die Richterin daran zu erinnern, dass sie an einem deutschen Gericht als Richterin nicht wegen ihrer einschlägigen Kenntnisse des Koran arbeiten kann, sondern weil sie ihre Zeit an der Uni hoffentlich mit dem Studium von Grundgesetz, Bürgerlichem Gesetzbuch, deutschem Straf- und Familienrecht verbracht hat. Die sind in Fragen der körperlichen Züchtigung nach unserer - zugegebenermaßen nicht universitär abgestützten Meinung - recht eindeutig.

Dass gnadenlos exekutierter Kulturrelativismus und liebgewonnene Einfühlungsreflexe wie bei der political correctness zu absurden Ergebnissen führen und den schönen Begriff der Toleranz zu dem Ring machen, an dem wir uns wie Tanzbären durch die Manege der groteskesten Selbstverrenkungen führen lassen, bleibt nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Am Ende geht die Gefahr nicht von bombenlegenden Opernbesuchern und prügelnden Ehemännern aus, sondern von uns selbst.

Im Klartext: Weil der Koran Männern angeblich erlaube, ihre Frauen zu schlagen, lehnt eine deutsche Richterin das vorzeitige Scheidungsgesuch einer von ihrem Ehemann geschlagenen Frau ab. "Züchtigungsrecht, das heißt für mich: Der Mann darf schlagen", interpretiert die Anwältin der misshandelten Frau, Becker-Rojczyk, die Begründung der Richterin.

Die Richterin habe ihr klargemacht, an dem Scheidungsantrag festzuhalten mache daher keinen Sinn, so Becker-Rojczyk. Am besten solle ihre Mandantin den Fall auf sich beruhen lassen, bis das Trennungsjahr vorbei sei.

Bezeichnet man so etwas eigentlich als gelungene Integration oder schlicht als anachronistischen Irrsinn?

20 März 2007

 

Der Gabelschlüssel ist neu erfunden

Wer den Bananenteiler für kreativ hielt, sieht sich durch den US-Konzern Wrenchware Inc. eines Besseren belehrt. Dort wurde nämlich ein Spezialbesteck für Ingenieure entwickelt. Neben dem Gabelschlüssel handelt es sich dabei auch noch um den Löffelschlüssel und die Messerzange.





Die Marketingabteilung von Wrenchware muss bei der Entwicklung sehr eng mit dem Controlling der großen Montageunternehmen – wie etwa Boeing oder Airbus – zusammengearbeitet haben. Denn die neuen Multifunktionsbestecke straffen das allgemeine Time-Management erheblich, weil ab sofort jede Art von Menü auch während der Arbeit ästhetisch zerteilt und eingenommen werden kann. Gleichzeitig lässt sich ein Großteil der nun überflüssig gewordenen Kantinen abreißen. Ein weiterer Punkt, der für eine perfekte Arbeit des Heuschrecken-Controllings spricht.

Interessant wäre es zu erfahren, was Gewerkschaftssprecher über die innovativen Ess-Schraub-Werkzeuge denken.

 

Total Banane

Vor etwa zwei Wochen haben wir Ihnen an dieser Stelle ein Küchenutensil vorgestellt, das an Überflüssigkeit kaum zu übertreffen schien: den Weißwurstheber. Da hinter seiner Entwicklung allerdings jede Menge schräger Humor und eine große Portion regional gefärbter Unernsthaftigkeit vermutet werden durfte, konnte man ihn mit einem Schmunzeln ertragen. Was jedoch der Online-Versandanbieter Fackelmann präsentiert, ist Realsatire, die man eigentlich eher als Marketing-Gag in den Herbst 1989 datiert hätte: der Bananenteiler. Dabei wird das Gerät selbst übrigens vom Bierernst der Produktbeschreibung getoppt.





Fehlt bloß noch, dass irgendein findiger Anbieter in Kürze die Gummibärchenguillotine oder einen Salzstangenportionierer erfindet. Obwohl – kaufen würde sie bestimmt jemand.

16 März 2007

 

Zeitungen sehen große Chancen im Web 2.0

Während vor einiger Zeit noch das Gerücht durch die Medienwelt geisterte, dass das Internet zunehmend den Tod des Zeitungsmarktes bedeute, sehen die Printmedien das Web 2.0 nun als große Chance zum Ausbau ihrer Geschäftsfelder an. Das war zumindest die zentrale Botschaft der ersten Digitalisierungskonferenz der Zeitschriftenverbände FIPP und VDZ gemeinsam auf der CeBIT in Hannover. Erfolgreiche Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen, dass interaktive Websites von Magazinen ganz wesentlich dazu beitragen, neue Zielgruppen zu erreichen und so die Reichweite der eigenen Medienmarke zu erhöhen. Zudem generieren Websites mittlerweile erhebliche Anteile von neuen Printabonnenten. Außerdem eröffnet das Web 2.0 neue Möglichkeiten der Interaktion der Zeitschriften mit ihren Lesern und Usern. Viele Verlage prüfen in diesem Zusammenhang die Integration von User generated Content in ihre Sites. Wichtigste Refinanzierungsquelle der Zeitschriften-Websites bleibe auch weiterhin die Werbung, heißt es seitens der Verbände. In den USA und in Japan werden im Onlinemarkt mittlerweile mehr Werbeumsätze erzielt als im traditionellen Zeitschriftenmarkt. Der VDZ rechnet in Zukunft mit deutlichen Zuwächsen der Onlinewerbung auch in Deutschland. Die Verlage kündigten vor diesem Hintergrund an, ihre Investitionen ins Internet deutlich zu erhöhen. "2007 wird das erste Jahr sein, in dem wir mehr in das Onlinegeschäft investieren als in den Printmarkt", erklärte Springer-Vorstandsmitglied Andreas Wiele.

01 März 2007

 

RÖSLE revolutioniert die WWW


Rösle, der Hersteller hochwertiger Küchengeräte und -accessoires, hat die WWW (Weißwurstwelt) um ein Utensil bereichert, auf das man unterhalb des Weißwurstäquators seit Rosenmontag 1857, als die Ur-Weißwurst durch einen Zufall entstand, gewartet hat. Der Weißwurstheber ist erfunden. Endlich. Dabei haben die Edelstahl-Spezialisten aus dem bayrischen Marktoberdorf ihr geballtes Weißwurst-Know-how ausgegraben und für das artgerechte aus-dem-heißen-Wasser-Fischen ein Spezialwerkzeug entwickelt, dessen formvollendete Eleganz selbst übersättigten Designfans Tränen der Rührung in die Augen schießen lässt. Der Original Weißwurstheber aus dem Hause Rösle verleiht der außerhalb Bayerns als eklig verschrienen Weißwurst endlich zu der angemessenen Würde, die sie verdient hat. Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass sich die Marktoberdorfer Gedanken darüber machen, wie eine adäquate Gerätschaft für Leberkäs aussehen könnte. In der Variante "Hawaii" (mit Ananas) natürlich mit einer Orchideen-Verzierung.

Eine mehrsprachige Gebrauchsanleitung zum Weißwurstessen finden Sie hier.

This page is powered by Blogger. Isn't yours?


Site Meter