07 Dezember 2006

 

Eine vierte Stimme für die Welt

Nach BBC, CNN und Al Jazeera will nun France 24 einen „neuen Weg“ als weltweiter Rund-um-die-Uhr-Nachrichtensender beschreiten. Allerdings wird dieser Weg nicht leicht zu erklimmen sein.

Gestern Abend (6.Dezember 2006) feierte Frankreichs Elite den lang erwarteten Start von France 24, dem ersten internationalen rund-um-die-Uhr-Nachrichtensender mit Sitz in Frankreich. Seit heute ist France 24 via Satellit in fast 75 Millionen Haushalten in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten zu empfangen. Die Ausstrahlung erfolgt in Englisch und Französisch und irgendwann 2007 auch in Arabisch. Das Netzwerk soll Frankreich helfen, in den ‚Globalen Kampf der Images’ einzusteigen, der vom US-Britischen CNN und BBC dominiert wird, zu denen sich seit neustem der arabische Sender Al-Jazeera gesellte.

Der Irakkrieg 2002 ließ die Forderung nach einem eigenen französischen Netzwerk lauter werden, denn viele in Frankreich merkten, dass ihre diplomatischen Stimmen wenig Gewicht hatten, wenn sie nicht von einer globalen Medienpräsenz gestützt wurden. Der damalige Premierminister Jacques Chirac und der damalige Außenminister Dominique de Villepin (jetzt Premier) beschlossen schließlich, sich ihr eigenes internationales Sprachrohr zu schaffen.

Doch viele stellen bereits in Frage, ob ein jährliches Budget von 114 Millionen USD (verglichen mit CNNs 856 Millionen USD) und nur 180 Journalisten für die Produktion von zwei 24-Stunden-Programmen ausreichen.

Der Direktor von France 24, Gregoire Deniau sagt „Es steht außer Frage, dass France 24 nicht fremde Meldungen recyceln wird, sondern eigene Nachrichten produziert.“ Doch hierfür stehen ihm gerade mal 36 Korrespondenten zur Verfügung.

Zudem wird der Sender von Tag 1 an Verluste machen, da er gerade mal 4 Millionen USD Werbeeinnahmen in 2007 haben wird. Die Einnahmen sollen 2008 auf 8 bis 9 Millionen USD steigen, was den Sendern trotzdem mit über 100 Millionen USD im Minus lassen wird. Eine Rechnung, die die französischen Steuerzahler begleichen müssen.

Dies wiederum lässt die Frage aufkommen, in wie weit man von France 24 Kritik an der eigene Regierung erwaten kann, wie sie zum Beispiel BBC ausübt. Der Sender könnte das Image eines französischen Voice of America bekommen, statt als Alternative zu CNN ernst genommen zu werden.

Vor allem weil die Konkurrenz nicht schläft: Al Jazeera hat gerade ein englischsprachiges Programm gestartet, BBC ein arabisches. CNN hat vier eigene Büros in Afrika und fünf im Nahen Osten, unterstützt von einer arabischen Webseite. Eine Alternative für die nicht-englischsprachigen Menschen der Region zu werden, ist also allein durch die französische Sprache nicht möglich.

Zusammen erreichen CNN International, BBC World und Al Jazeera laut eigenen Angaben über eine halbe Milliarde Menschen weltweit. Um dagegen anzukommen, muss France 24 dem Zuschauer Bilder bieten, die er woanders nicht findet und nicht nur eine andere Betrachtungsweise der gleichen Nachricht.

Aber vielleicht kann ein weiteres Team aus Kameras und Journalisten draußen im Feld neue Bilder einfangen, die Diplomaten beeinflussen. Das ist es, wovon Frankreichs Führung träumt. Aber es wird sicher noch eine Weile dauern, bis sich dieser Traum zu einem rentablen Geschäft entwickelt.

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