12 Dezember 2006

 

Weihnachten wird für viele Gänse zur Qual.

Alle Jahre wieder freuen sich Millionen von Deutschen auf den weihnachtlichen Gänsebraten. Zu dumm nur, dass durch die Vogelgrippe zu Beginn des Jahres ein Großteil des deutschen Gänsebestandes dahingerafft wurde. Das macht aber nichts. Kein deutscher Haushalt muss auf seinen Gänsebraten verzichten. Dafür sorgen zum Beispiel ungarische, französische und bulgarische Geflügelzüchter, die Gänsestopfleber produzieren.

Dieses Produkt ist besonders bei den Feinschmeckern in unserem Nachbarland Frankreich äußerst beliebt. Dass die Gänse während der Mast pro Tag unter unvorstellbaren Qualen mit der zehnfachen Essensration zwangsernährt werden, stört dabei weder die Erzeuger, noch die Konsumenten. Es handelt sich ja schließlich nur um Gänse.

Das scheint auch der Europarat so zu sehen, denn er sprach lediglich eine wachsweiche "Empfehlung" aus, diese bereits seit Jahrzehnten umstrittene Mastmethode nicht mehr anzuwenden. Ironischerweise sind die Gänse, die jetzt aus Osteuropa und Frankreich kommend in Deutschland als Weihnachtsgänse mit dem Etikett "aus bäuerlicher Auslaufhaltung" angeboten werden, eigentlich ein Abfallprodukt aus der Stopfleberproduktion. Das Bundeslandwirtschaftsministerium zögerte übrigens jahrelang damit, dass sie so beworben werden durften und der Verbraucher damit arglistig getäuscht wurde. Sehr zum Ärger deutscher Qualitätsbetriebe.

Wie unterschiedlich die nationalen Kulturen mit dem Tierschutz umgehen, zeigt die Reaktion Deutschlands, Österreichs und Frankreichs auf die Forderung von Tierschützern, die Mastmethode, die übrigens ein Folter gleich kommt, zu verbieten. Während in Deutschland und Österreich die Stopfleberproduktion als Tierquälerei anerkannt wird und durch das Tierschutzgesetz verboten ist, hatten die Franzosen eine ganz andere Idee. Sie beriefen 2005 kurzerhand die Nationalversammlung ein und erklärten die Stopfleber in einem Zusatz zum Landwirtschaftsgesetz feierlich zum „nationalen und gastronomischen Kulturerbe“. Damit ist die qualvolle Gänsemast von französischen Tierschutzgesetzen ausgenommen. Hier drängt sich die Frage auf, in welchem kulturellen Mittelalter sich eine Nation befindet, die nachgewiesene Massentierquälerei stolz als Kulturerbe positioniert. Vive la France.

In Deutschland ist übrigens lediglich die Produktion von Stopfleber verboten, nicht jedoch der Verkauf und Konsum. 2004 beispielsweise ließen sich die Deutschen über 120 Tonnen Gänsestopfleber schmecken.

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