22 Februar 2007

 

Hexenjagd im Alpenland

Stellen Sie sich eine Vereinigung vor, die sich jedes Jahr zu einer munteren Abrechnungs-Veranstaltung mit Andersdenkenden trifft. Da wird gepöbelt, getrunken und derber Spaß gehabt. So weit, so gut. S'is halt a ries'n Gaudi.

Aber dann nähert sich plötzlich eine unbezweifelbar Gleichdenkende aus den eigenen Reihen und wird als "alte Hexe" beschimpft, als "primitiv" und "irre", als "Schlampe", "Hure" und "blöde Sau" und noch erheblich sexistischer und grobfäkalischer. Aus den eigenen Reihen wohlgemerkt. Und das, weil sie es gewagt hatte, Kritik zu äußern. An einem Mann. An ihrem jahrelangen Anführer.

Nun könnte man meinen, das war halt so im Mittelalter. Oder aber: Das sind halt heute noch die üblichen Sitten in einigen Ländern des Orients.

Aber weit gefehlt. Es trug sich gestern im abendländischen oder besser gesagt im alpenländischen Passau zu, beim politischen Aschermittwoch der CSU. Beobachter sprechen davon, dass der Parteimob kurz davor stand, gegenüber Gabriele Pauli handgreiflich zu werden. Und die ist nicht irgendeine Berufskrakeelerin, sondern kritisches Vorstandsmitglied der CSU und mit absoluter Mehrheit gewählte bayrische Landrätin. Pauli konnte die Räumlichkeiten schließlich nur unter Polizeischutz verlassen.

Wenn das der von der Parteiführung geduldete Umgang mit der innerparteilichen Konkurrenz ist, nachdem man feierlich fairen Umgang miteinander gelobt hatte, muss man sich ernsthaft fragen, in wie weit hier noch der Begriff Volkspartei gerechtfertigt ist.

Falls er es nach wie vor sein sollte: gute Nacht Okzident.

PS: Im Internetauftritt der CSU wird der Vorfall (Stand 22.02.07) mit keiner Silbe erwähnt.

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