04 April 2007

 

Die Generation D(igital)

Technik ist nix für Frauen. Dieser Satz kommt der Wahrheit ebenso nahe wie die Behauptung, die Erde sei eine flache Scheibe.

Die Digitalisierung macht’s möglich. Nach der Generation Golf, unter kompletter Vernachlässigung der Frauen 2000 von Florian Illies ins Leben gerufen, und der von Katja Kullmann in Anlehnung an die kultige TV-Figur Ally McBeal kreierten Generation "Ally" (schwer frauenlastig) haben wir es jetzt mit einer neuen Generationeneinheit zu tun: der Generation Digital. Darin verschwinden, wer hätte das gedacht, die Unterschiede zwischen Ost und West, zwischen Männchen und Weibchen sowie auch ein bisschen zwischen oben und unten.

Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine ethno-soziografische Studie der Planning-Agentur &Equity, die im Rahmen der Axel Springer AG durchgeführt wurde. Dabei wurden 48 moderne Techniknutzer im Alter zwischen 20 und 39 Jahren 1 Woche lang tiefenpsychologisch durchleuchtet. Per E-Mail und Digitalkamera musste die Zielgruppe digitale Tagebücher anfertigen und sich detailliert zu ihrem Konsumverhalten äußern – von Mode über Körperpflege und Autos bis hin zu Finanzen. Entstanden sind dabei ebenso plakative wie lebensechte Zielgruppenprofile.

Die Studie attestiert der Generation Digital einen konsumstimulierenden Mentalitätswandel. Laut Untersuchung ist sie neugierig, technikaffin und spontan. Die Befunde der qualitativen (weil nur 48 Teilnehmer) Digitalisten-Studie stimmen damit auffällig mit den Daten der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA 2006) überein.

Letztlich handelt es sich bei der Zielgruppe um ganz normale junge Leute, die im Besitz von iPod, Handy, Notebook und Digitalkamera sind und diese Geräte im Schlaf bedienen können.

Ihnen eine erhöhte Technikkompetenz zu unterstellen, mutet schon sehr mutig an. Analoge Kameras und Walkmen waren bereits vor 25 Jahren genau so leicht oder schwer zu handeln wie ein iPod. Und coole Klamotten haben die Kids damals auch getragen. Bloß findet die heute niemand mehr cool (aber vielleicht bald wieder).

Was die Springerstudie und die AWA 2006 herausgefunden zu haben glauben, ist nicht viel mehr als die Tatsache, dass die "heutige Generation", ein Begriff, den schon unsere Großeltern benutzten, ähnlich konsumtrottelig ist, wie die letzten beiden Generationen vor ihr. Nur das "state of the art" hat sich geändert. Im Studiendeutsch heißt das allerdings, dass die Generation Digital "zunehmend eigenständig am Markt teilnimmt". – Aha.

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