11 April 2007

 

London läuft Big Apple den Rang ab

Ein echter New Yorker, und er ist natürlich nur echt, wenn er mindestens bereits in der vierten Generation hier lebt, dieser echte New Yorker also kann sich nicht vorstellen, dass außerhalb "seiner" Stadtgrenzen überhaupt zivilisiertes Leben anzutreffen ist. Und in dieser Meinung wird er permanent unterstützt. Und zwar von anderen New Yorkern. Kaum eine andere Stadt weltweit ist derart darauf aus, sich selbst zu loben, sich selbst zu feiern und sich vor allem selbst darin zu bestätigen, der Nabel der Welt zu sein wie New York. Und zwar nicht nur in Sachen Finanzen, sondern auch beim Thema Kultur, Mode, Schönheit, Musik, Literatur usw.

Um dieses Alleinstellungsmerkmal an Qualität und Hochwertigkeit zu unterstreichen, investierte Bürgermeister Michael Bloomberg unlängst 500.000 $ in eine aufwendige Vergleichsstudie. Darin sollte das renommierte Beratungsunternehmen McKinsey die ökonomischen Stärken und Schwächen New Yorks und Londons analysieren. Denn die britische Hauptstadt hatte sich doch tatsächlich erdreistet, den Anspruch auf den Mittelpunkt der Erde für sich zu reklamieren.

Die selbstbewusst in Auftrag gegebene Studie hat sich nun als Schuss entpuppt, der schmerzhaft nach hinten losging. Denn der von McKinsey entdeckte Trend geht tatsächlich weg von New York und "hin" nach Europa, oder besser nach London.

Schenkt man der Autorin des Buchs "Is the World's Greatest City Becoming Just Another Town?", Jerilou Hammett, Glauben, so gibt es diverse Gründe für die schwindende Liebe zu Big Apple. Unter anderem den, dass die ehemalige Vielfalt und Dynamik der Stadt, in der mehr Künstler und Unangepasste auf vergleichsweise kleinem Raum lebten, nicht mehr die alte ist. Kein Wunder, bei Mieten, die sich kein normaler Mensch mehr leisten kann – ein Wohnklo in Manhattan beispielsweise kostet locker 1.000 Dollar im Monat – sterben die bunten Vögel, die das Stadtbild ehedem geprägt haben, eben aus. Der aktuelle Manhattan-Trend geht in Richtung Superreichen-Getto.

Erschwerend kommt hinzu, dass London einen ungeahnten Imagewechsel vollzogen hat. Francis Morrone, Buchautor und Dozent an der New York University, sieht die Stadt, die früher als steif und typisch englisch galt, inzwischen als weltoffen und pulsierend. Bloß: Teurer als in London kann man in Europa kaum wohnen. Bleibt abzuwarten, wohin der Weltnabel nun von London aus wandert.

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